Durch dem großen Erfolg von "The Tale of Zatoichi" ließ es sich Studio Daiei nicht zweimal sagen einen würdigen Nachfolger des ersten Films nachzuschicken. So wurde "The Tale of Zatoichi Continues" noch im selben Jahr wie Teil 1, diesmal unter der Regie von Kazuo Mori, fertiggestellt und in den japanischen Kinos veröffentlicht.
Ein Jahr nach den Ereignissen des Vorgängers zieht die Handlung unseren Protagonisten wieder nach Iioka zurück, wo Zatoichi das Grab von Hirate besuchen möchte, um seinem verstorbenen Freund Respekt zu zollen. Während Ichi einen Auftrag als Masseur annimmt, wird er ungewollt Zeuge vom geistigen Zustand seines Auftraggebers, der unglücklicherweise der Kopf einer Yakuza-Gang ist. Zatoichi als einziger Zeuge soll von den Untergebenen des verwirrten Bandenchefs beseitigt werden, damit die unerwünschten Informationen nicht nach außen gelangen.
Im Gegensatz zum gemächlichem Erzähltempo des ersten Teils geht es in "The Tale of Zatoichi Continues" sofort zur Sache. Bereits nach wenigen Minuten im Film bekommen wir die erste Action-Szene gezeigt, in denen Schauspieler Shintaro Katsu wieder durch seine Performance mit der im Blindenstock versteckten Klinge glänzt. Die Choreografie der Kämpfe ist teilweise so schnell und chaotisch, dass man sich verleitet fühlt die Szenen nochmal auf halber Geschwindigkeit abzuspielen, um auch jede Bewegung mitzubekommen. Immer wenn Zatoichi sein Schwert blitzschnell zieht, glaubt man tatsächlich, dass Shintaro Katsu die Kunst des Iaido meisterhaft beherrscht.
Das zügige pacing hat zur Folge, dass es weniger ruhige Szenen gibt als im Vorgänger-Film. Auch die Kamera war in Teil 1 immer recht intim mit Zatoichi, wo wir das fehlende Sehvermögen unserer Hauptfigur förmlich fühlen konnten. Das war vor allem dadurch spürbar, da die Linse in vielen Szenen nur auf Zatoichi fokussiert war, und sprechende Figuren im Hintergrund nur in der Unschärfe zu erkennen waren. Die action-orientiertere Kamera aus "The Tale of Zatoichi Continues" steht dem Film aber gut zu Gesicht und macht auch deutlich, dass man für diesen Film den Kameramann gewechselt hatte.
In dem Wissen, dass sicherlich Zatoichi als Figur für den Erfolg des ersten Films verantwortlich war, und nicht etwa die Handlung, hat sich der Drehbuchautor ganz klar auf die Entwicklung des Protagonisten fokussiert.
Wir erfahren nicht nur mehr über Zatoichis vergangenheit, sondern bekommen auch ganz neue Facetten seines Charakters zu spüren, die einen besonders im Kontext des fatalistischen Endes ordentlich schlucken lassen. An vielen Stellen fällt unser Protagonist Entscheidungen, wie wir sie nicht von ihm erwartet hätten. Die romantische Beziehung von Ichi zu einer Geisha wirkt im Film teilweise etwas unglaubwürdig, bzw. lässt vermuten, dass dies ein Gimmick der Serie wird. Im Jahre 1962 war dies eine nachvollziehbare Entscheidung, wenn man über den Erfolg des im selben Jahr erschienenen "Dr. No" der James-Bond-Reihe nachdenkt (mit ebenso unglaubwürdigen Gespielinnen von Sean Connery).
Als Gegenstück zur Handlung des ersten Teils steht im Mittelpunkt des Films ganz klar die Rivalität zwischen Zatoichi und einem neuen Krieger (Tomisaburo Wakayama, "Lone Wolf & Cub"), über dessen Identität wir im Laufe der Handlung mehr erfahren. Während Zatoichi in Teil 1 als ehrenwerter Krieger vom Schlachtfeld zieht, wird er uns hier erstmals als tragische Figur offenbart.
Durch all die neuen Charakterzüge Zatoichis erhält die Reihe noch mehr an Tiefe und sollte jetzt auch solche Menschen hinter dem Ofen hervorlocken, denen die oftmals simple Figurenzeichnung von Genre-Filmen zu wenig ist.
Mit dem Finale des Films endet auch die letzte Produktion der Reihe, die auf monochromen Filmmaterial gedreht wurde. In "New Tale of Zatoichi" geht es dann wesentlich farbenfroher weiter (wovon vermutlich auch das Design der Criterion Blu-Ray Box inspiert ist).
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