Donnerstag, 11. Januar 2018

#JAPANUARY: The Tale of Zatoichi {1962}


Gestatten, Zatō-no-Ichi. 

Bedeutung: Blinde Person von niederem Rang, Ichi.

Kurz: Zatōichi

Besondere Fähigkeiten:

- Meister mit dem Schwert
- Ausserordentlich gutes Gehör
- Ausgeprägte, räumliche Orientierung
- Scharfsinnige Beobachtungsgabe
- Starke Konzentrationsfähigkeit
- Professioneller Masseur
- Spieler
- Yakuza auf Teilzeitbasis
- Meister des Shogi
- Erfahren im Nahkampf
- Geübter Sumo Wrestler
- Bogenschütze
- Spieler des Shamisen

Mit diesen fast superheldmäßigen Eigenschaften, welche Zatoichis Person beschreiben sollen, startet Teil 1 der 26-teiligen Filmreihe.

Unter der Regie von Kenji Misumi begleiten wir in "The Tale of Zatoichi" den blinden Masseur durch eine Geschichte, wie sie ein Jahr vor Erscheinung des Films, in Akira Kurosawas "Yojimbo" ähnlich erzählt wurde. Der Boss einer ansässigen Yakuza-Gang braucht einen fähigen Schwertkämpfer um sich gegen die rivalisierende Bande zur Wehr setzen zu können. Wie gut, dass der kauzige Vagabund Zatoichi gerade vor Ort ist, der sich gegen Bezahlung der Sache annimmt und ganz nebenbei noch den Ruf als "Meister der Klinge" genießt. Beim Angeln trifft Zatoichi den schweigsamen Hirate, für den er große Sympathie empfindet. Ein Dilemma wartet um die Ecke als Zatoichi erfährt, dass er seinem neuen Freund schon bald im Kampf gegenüberstehen wird.

Bereits nach 30 Minuten im Film merkt man The Tale of Zatoichi deutlich seinen Charakter als erster Teil einer Filmreihe an. Auf Handlungsebene passiert nicht viel, dafür wird uns der von Shintaro Katsu gespielte Zatoichi als Figur näher gebracht, indem wir ihm dabei zusehen dürfen wie er auf seine Mitmenschen reagiert. Hier funktioniert die Kamera, welche immer nah an den Figuren bleibt als guter Beobachter, denn nur so bekommen wir die feine Mimik des Schauspielers vollends mit, die uns den Protagonisten als bescheiden und zurückhaltend beschreibt. Wer hat schon Lust als blinde Person im feudalen Japan großartig anzuecken? Blinde Männer schlossen sich in der Regel der "Tōdōza" - einer Gilde für blinde Männer - an, die dem Beruf des umherziehenden Musikanten, des Akupunkteurs oder Masseurs nachgingen. Besonders Letzteres trifft auch auf unseren Helden/Antihelden zu, der wie im Booklet zur Filmreihe beschrieben, wohl noch 100 weitere Fähigkeiten besitzt, was hier im Film aber noch nicht deutlich wird. Neben den seltenen Momenten, in denen unsere Hauptfigur zu der im Blindenstock versteckten Klinge greifen muss, hat man auch so genug Spaß beim Schauen, vor allem wenn Zatoichi mit einem gewitzten Kniff wieder einmal die schwerfälligen Yakuza überlistet. 

Der Film unterhält durchgehend mit einer Balance aus Humor, Action und Dramatik, die so leichtfüßig daherkommt, dass man stellenweise das Gefühl hat, man würde gerade eine Comicverfilmung sehen. Im Gegensatz dazu stehen die sentimental romantischen Momente zwischen unserer Hauptfigur und der von der chinesisch-stämmigen Schauspielerin Masayo Banri verkörperten Tane. Als Frau in einer Welt von raubeinigen Yakuza ist sie von Zatoichis sanften Gemüt angetan (oder vielmehr von Zatoichi als moralische Instanz).

Der Score von Godzilla-Komponist Akira Ifukube geht an bestimmten Stellen maßlos unter die Haut, auch wenn der Einsatz von dramatischer Musik nicht immer ganz richtig platziert ist. Die Schönheit der Musik reicht aber aus um einen auch das vergessen zu machen. Einige Stücke erinnern mich sogar an Morricones wenige Jahre später folgenden Score zu "Für eine Handvoll Dollar". 

Das feinfühlige Schauspiel von Katsu macht spätestens nach der finalen Szene des Films Lust auf mehr von Zatoichis Figur, und man ist verführt gleich den nächsten Film einzulegen. Katsu ist es wohl auch zu verdanken, dass Studio Daiei mit dem Film einen Volltreffer unter den Kinogängern Japans gelandet hat, von dem sich die Produzenten erst nicht viel erhofft hatten (vermutlich da der Film im Fahrwasser von Tohos "Yojimbo" gedreht wurde?). Zatoichis Figur, die ursprünglich nur am Rande einer Novelle des Schriftstellers Kan Shimozawa erwähnt wurde, war wohl Inspiration genug, damit Schauspieler Shintaro Katsu seiner Rolle eine vollwertige Seele verpassen konnte. Katsu hatte als Reaktion auf den großen Erfolg von "The Tale of Zatoichi", in Zusammenarbeit mit Studio Daiei, den Charakter des blinden Wanderers langwierig ausgearbeitet, bis die Kultfigur mit all seinen teils widersprüchlichen Eigenschaften erschaffen war.

Nach diesem sanften Einstieg in die Welt der Zatoichi-Reihe habe ich auf jeden Fall Blut geleckt und bin schon ganz heiß auf die restlichen 25 Filme.

Hier ein kleiner Auszug aus Akira Ifukubes grandiosem Score zur Filmreihe:

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